Die Leute fragen einen ständig: "Wie geht´s?" in allen Varianten, aber erwartet einer davon eine ehrliche Antwort?
Will einer davon wirklich wissen was in mir vorgeht, was mich gerade beschäftigt und bewegt? Nein eigentlich nicht wirklich, darum sagt man meistens: "Gut danke und selber?" und erwartet eine ebensolche Floskel...
Heute kreist ein Satz in meinem Kopf: "Kann mal jemand bitte die Welt anhalten? Sie dreht sich so schnell, dass mir schwindelig ist und ich keinen klaren Gedanken fassen kann!"
Aber keiner hällt sie an, im Gegenteil, sie dreht sich immer schneller.
Das mit Japan hat mich wirklich erschüttert, auch das es scheinbar viele Dinge gibt die vertuscht werden, aber Lybien ist auch nicht ohne und wird vergessen, leider!
Und meine Welt? Die hatte heute auch ein Erdbeben wo wenig von übrig blieb und keiner bekommt es scheinbar mit, alles dreht sich weiter als wäre nichts.
Mein Leben war oft nicht schön, meine Kindheit war von einem Schicksalsschlag nach dem anderen geprägt, meine Jugend war führungslos, einsam und chaotisch, aus allem kam ich irgendwie raus, schnell gewöhnte ich mir die Frage ab warum mir sowas passiert und wenn etwas neues passierte, nahm ich es hin, akzeptierte es und versuchte darüber hinweg zu kommen, bis ich meine Einstellung änderte.
Im Oktober kam heraus das ich die Gene meiner Mama geerbt hatte und mein Dickdarm dazu neigt
Polypen zu bilden, ganze Teppiche davon. Klar war ich darauf gefasst, immerhin wußte ich ja bereits von meiner Mutter das mir das blühen kann, sie verstarb sehr früh daran, aber zwischen "es kann dir passieren" und "es ist dir passiert" liegen Welten! Aber ok auch das habe ich hingenommen, habe mich etwas mehr in den Buddhismus gestürzt und dafür gesorgt das ich möglichst bald meine OP bekomme, in der fast mein kompletter Dickdarm entnommen wurde. Keine Sekunde zu früh wie ich danach erfuhr, immerhin stand ich kurz davor bösartigen Krebs zu bekommen und wärend ich noch damit versuche zurecht zu kommen, kommt immer etwas neues dazu. Ich habe immer versucht in jedem Unglück das Glück heraus zu finden, wie zb das ich eben nicht den Krebs bekam, da ist mir doch ein Leben ohne Dickdarm recht und damit kam ich klar, auch als es hieß ich muss alle drei Monate zur Nachuntersuchung die alles andere als angenehm ist, hey ich kam klar damit, egal was kam, ich kam klar damit, aber wie lange geht das weiter, wieviel verträgt ein Mensch?
Die Welt dreht sich immer schneller, immer mehr kommt durcheinander, ich versuche alles wegen Lybien und Japan zu verarbeiten, versuchte dennoch mich zb auf das Treffen am Wochenende zu freuen was ja ins Wasser fiel, versuchte danach mir einen schönen Tag zu machen, die Untersuchung die heute war erstmal zu vergessen und das klappte auch recht gut, aber was heute kam, naja darauf war ich nicht vorbereitet, weil ich mal wieder dachte, dass sowas nicht passiert.
Als ich im Oktober zur Magen-Darm-Spiegelung ging, dachte ich das ich vielleicht ein paar
Polypen haben könnte, aber dann hatte ich hunderte.
Als ich dann die OP (Kolektomie) überstanden hatte, war ich positiv überrascht, weil ich so gut davon kam, ich hatte mir alles viel schlimmer vorgestellt, selbst essen kann ich fast alles, ich sehe kaum eine Einschrenkung, klar gibts hier und da mal einen Augenblick wo man den Verzicht mehr spürt als sonst, aber hey, ich sage mir dann: "Dafür hast du keinen Krebs und das ist viel mehr wert, als alles Essen!"
Heute ging ich also zu meiner Untersuchung und dachte mir, dass da eh nichts sein wird, das ich immerhin vor zwei Monaten das letzte mal war und das ich somit bestimmt nichts zu befürchten habe, aber nein ich hatte heute zwei neue
Polypen und mir wurde bewußt, dass es so immer weiter gehen wird, bis? Ja bis wann? Das ist die große Frage und die Welt dreht sich weiter als wäre nichts! Keiner hällt sie mal 5min an, damit ich einen klaren Gedanken fassen kann, keiner achtet darauf...
Klar die
Polypen wurden sofort abgeknipst und groß waren sie auch nicht, aber ich kann mich darauf einstellen, dass sie jedesmal Polypen finden können und oft auch werden und das ich dann jedes mal nicht weiß ob sie, selbst wenn sie miniklein sind, schon Krebs sind, oder noch harmlos waren. Dieser Druck macht mich fertig, diese Ungewissheit. Ich habe kaum die Zeit zwischen Magen-Darm-Spiegelung und
Kolektomie überstanden, obwohl das noch relativ minimal war, aber das nun immer? Man weiß in den zwei bis drei Monaten zwischen den Untersuchungen nicht was Sache ist, man weiß dann wenn Polypen abgeknipst wurden auch nicht was los ist, es kann ja alles so schnell gehen und das soll ich nun mein Lebtag aushalten bis es mal eben nicht reichte und doch schon Krebs wurde und dann? Ich mag nicht drüber nachdenken, wobei jedem wohl klar ist was es in etwa bedeutet, selbst ohne sich Gedanken zu machen.
Klar versuche ich mir einzureden das ich dennoch Glück habe, wäre ich nicht bei der Vorsorge gewesen, hätte ich schon Krebs und wüßte es nicht, er hätte ja sogar vielleicht schon gestreut, also so gesehen bin ich super dran!!! Aber es fällt mir gerade viel schwerer als sonst und ich überlege mir ernsthaft, ob ein Leben komplett ohne Dickdarm, somit auch mit viel weniger Risiko nicht besser wäre, wobei ich in etwa weiß was das dann für mich bedeuten würde, aber eigentlich will ich doch nur mal in Ruhe darüber nachdenken, aber nein, alles dreht sich weiter, jeder findet sich selbst am wichtigsten und keiner sagt: "Hey, nimm dir mal ein paar Tage frei, du brauchst Zeit für dich!" Nein man ist ja Mutter, die lieben Kleinen können kaum auf einen verzichten, der Mann muss arbeiten gehen und die Welt dreht und dreht und dreht sich... und mir ist schwindelig...
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