Als ich wegen meiner Bauchspeicheldrüsenentzündung fast 10 Tage im Krankenhaus lag, erlebte ich ja wieder so einiges, jedoch musste ich erst etwas Abstand gewinnen, um nun darüber schreiben zu können.
Wo fange ich nur an *überleg*
Eigentlich mag ich die Station recht gerne, die Schwestern sind sehr nett, haben Humor und nehmen sich Zeit, toll, oder?
Aber seine Bettgenossinen kann man sich bekanntlich nicht aussuchen, jedoch wird bei mehreren freien Betten darauf geachtet, das die Altersunterschiede möglichst gering sind, soweit das eben geht.
Als ich nachts eingewiesen wurde, kam ich in ein Dreibettzimmer, zu einer leider teilweise gelähmten Frau, die aber wirklich nett war, mit ihr verstand ich mich eigentlich gut, aber sie zog über ihren Mann nur her und belog ihre Mutter die täglich zum pflegen vorbei kam. Die Krönung kam am Tag als sie entlassen wurde. Zwei Schwestern wuschen sie ausgiebig, redeten freundlich mit ihr, waren wirklich super nett und gaben sich Mühe, kein Zeitdruck oder sowas und beim aussuchen der Kleidung fragten sie mehrfach nach was sie gerne anziehen mag, sie antwortete das sei ihr egal, was hübsches eben, hier und da wurde was heraus gezogen, vorgezeigt, ob sie das mag oder eher nicht.
Mal ehrlich, mich wunderte es schon wieviel Zeit sie sich ließen! Eigentlich fand ich das positiv beeindruckend!
Als sie dann fertig waren, die Dame glücklich eingekleidet und die Türe von den raus gehenden Schwestern geschlossen wurde, ging es los, ich dachte ich höre nicht recht! Da erklärte die Dame, dass sie was vollkommen falsches an hat, das ihre Mutter bestimmt sauer auf die Schwestern wird und sie freute sich scheinbar auch noch darüber?!?
Später kam die Mutter und wie vorraus geahnt, war sie nicht zufrieden, wobei ich nebenbei einschmiss, dass die Schwestern sich Zeit gelassen haben und mehrfach fragten was sie anziehen mag und ob das so ok sei, ich kann bei sowas nicht den Mund halten, das ist doch echt gemein! Denn die Dame sagte ihrer Mutter, die Schwestern hätten ihr irgendwas angezogen, sich nicht dafür interessiert und putzte sie runter.
Naja die Mutter schaute etwas verdutzt, aber überrascht war sie nicht, ich glaube sie kannte es schon.
In das Bett kam ein junges Ding, leider chronisch krank, über sie kann und mag ich garnichts berichten, sie war nett und normal und es ist wenig vorgefallen, also quasi nichts benennenswertes, aber aaaaaaaaaber zwischen uns kam eine Oma.
Ich habe nichts gegen Oma's!!!
Bei meiner OP und den zwei Wochen Krankenhaus lernte ich im Sechsbettzimmer viele Oma's kennen und mit allen verstand ich mich wirklich gut, aber die war der Hammer!
Oma's sind ja immer was eigen, aber das ist verständlich, wenn man bedenkt wieviel sich in den Lebensjahren verfestigt, also ich sage da nichts gegen, mein vollstes Verständnis haben sie, aber ich beobachte das gerne :)
Ich finde es lustig wie sie alles wie einstudiert, mit ihrer eigenen Choreografie, mit ihren zigfach ausgeübten Bewegungen machen und versuchen in dieser ungewöhnlichen Umgebung ihren Alltag, ihre Routine zu finden.
Sie hatte eine Tochter die sehr nett war, ich quatsche ja immer mit allen, auch mit Anderleuts Besuch und so kamen wir auf das Thema Brot, denn ihre Tochter verträgt einiges nicht und ich ja auch nicht und wir vertragen beide kein Hefe, ich beschwerte mich über die üblichen Bäcker und das selbst Sauerteigbrot bei denen Hefe drin hat, bla und wisst ihr was sie machte? Erst erklärte sie mir das sie Brot selber backt, Sauerteigbrot und das das einfach ist und so weiter und am nächsten Tag brachte sie mir einen dicken Blätterstapel mit, sie hat für mich im Internet gesucht und Informationen mitsamt Rezepten raus gesucht. Mensch war ich happy!!! Ich konnte mich ja kaum so viel bedanken wie ich mich freute!
Aber das hatte auch seine Schattenseiten, nämlich ihre Mutter, die Oma, die musste abführen. Fast jeder auf dieser Station muss abführen, also erm hm ich mag schon sagen, ich kenne mich gut damit aus, aber das hab ich noch nicht erlebt und nein, ich mag nicht das das irgendwer erleben muss... denn die gute Oma schaffte es, trotz Windel das Klo bis zur Decke, die Wände und den Boden zu hm wie drücke ich mich da nun aus?!? Also alles in braun zu gestalten, leider.
Die Schwestern putzten so gut sie konnten, aber Himmel noch eins, es war Wochenende, keine Putzfrau in Sicht und die hatten kein Putzzeug und da die Oma weiter abführen musste, ging die Sauerei weiter, denn jedes mal schaffte sie es nicht rechtzeitig und nun wird jeder sich denken: "Aber sie hatte doch eine Windel an!" ja hm da haben wir, also zwei Schwestern, die Oma, die andere Zimmergenossin und ich drüber diskutiert und keiner hat sie wirklich verstanden. Irgendwie bekam sie die Windel nicht rechtzeitig runter und den Hintern auf die Schüssel und dann beim sauber machen und herum laufen, ging der Rest auf den Boden, irgendwie so, jedenfalls war alles voll und wir anderen beiden gingen aufs Besucherklo. Montags traf ich die Putzfrau auf dem Gang und bat sie bitte bitte biiiiiiiitte unser Bad ordentlich sauber zu machen, sie kam mit einem riesen Putzwagen, weil ich sie vorwarnte, ging ins Bad und sagte sehr laut: "Wie sieht es denn hier aus?!? SOWAS habe ich noch nie gesehen!!! Wie kann das denn passieren? Ich bin doch nur bis 13 Uhr auf dieser Station, ich kann doch nicht nach jedem Stuhlgang zum putzen vorbei kommen!"
Sie putzte etwa 30min und sprach dann mit den Schwestern, aber es änderte sich wenig, das Besucherklo wurde also weiterhin von mir besucht.
Das nette junge Ding kam leider in ein Einzelzimmer und so blieb ich nur kurz mit der Oma alleine, dann kam eine junge Dame zu uns. Eigentlich kam sie mir etwas schlaff, aber durchaus normal vor, bis es Nacht wurde!
Sie nahm Schlaftabletten, schlief ein, also nichts besonderes, wurde dann wach, stand auf, ging aufs Klo und dabei machten ihre Schuhe komische Geräusche, so dass ich zu ihr rüber sah und hmm die Schuhe machten komische Geräusche, weil sie nass waren, genauso wie das Bett, eine Pfütze vor dem Bett und ihr Morgenmantel samt Nachthemd hinten herum. So wackelte sie ins Bad (gruselig da es nicht mehr wirklich sauber war) und ich fragte mich, wie sie das Problem wohl löst, denn mitgenommen hatte sie nichts frisches, aber wie durch ein Wunder, kam eine Schwester herein und ich dachte schon, sie wurde gerufen um das nasse Problem zu lösen, aber nein, eigentlich kam sie, um Tabletten vorbei zu bringen, bemerkte dann die Pfütze vor dem Bett und fragte vorm Bad stehend nach, was das denn sei. Die Dame auf dem Klo antwortete sie wisse es nicht und die Schwester wischte es weg und ging wieder.
Nun geschah das Unfassbare! Die Dame kam vom Klo zurück, nass wie zuvor, legte sich so ins Bett und ich dachte: "Das muss doch nicht nur ekelig, sondern auch kalt sein?!?"
Etwa 5min später stand sie auf und ja ich fühlte meine Gedanken bestätigt, aber weit gefehlt, sie zog den Morgenmantel aus, legte sich wieder hin und schlief weiter, als wäre nichts gewesen.
Am nächsten morgen bei der Visite meinte ich zu meinem Arzt scherzhaft das ich Heim dürfe und bestätigte es! Ich fragte nach, ob er es wie Dr. D. damals meinte, denn der sagte auch "Ja Sie dürfen Heim!....Nein war nur ein Scherz!" und mein Arzt meinte, nein ich dürfe wirklich. Nach dem etwa 7. mal fragen und bestätigt bekommen, dass ich wirklich gehen darf, glaubte ich es dann auch mal und begann zu packen, bekam aber nebenher mit, dass die nasse Dame Alkohol süchtig sei, hochgradig, sich gerade tod säuft, nichts dagegen macht und dergleichen, jedenfalls begann ich zu begreifen wie dieses nächtliche Fiasko entstanden ist.
Jeder Krankenhausaufenthalt ist auf seine Art und Weise schön. Ich habe eine Nadelphobie, jeden Tag uneneldiche Angst vor Thrombosespritzen, Blutabnahmen und dergleichen, aber ich durfte so viele interessante, lustige, tolle, schöne, traurige, und weise Gespräche führen, ich möchte keines davon missen! Da ist mir dann auch die Oma egal, mit der ich diskutieren musste, dass man von einem 3 sekündigen Windstoß nicht erkältet wird, oder das man die Vögel morgens gerne zwitschern hören kann und nicht das Fenster schließen muss, da ist mir die alte Omma egal die nur kurz da war und um 5:30 morgens das Licht anmachte und uns weckte und garnicht verstand das uns das stören könnte, wobei sie uns am Vortag noch erklärte, sie würde lange schlafen.
Eigentlich hatte ich in meiner Krankenhauszeit immer mehr schöne Augenblicke, als schlechte, mehr schöne Gespräche, als böse Nachrichten und so weiter. Klar vermisst man seine Familie, aber man lernt auch immer etwas von und über andere Leute und kann seinen Horizont erweitern und wenn man es betrachtet, als wäre man auf einem Schulausflug mit ein paar anderen Mädels, dann kann man sogar ne mords Gaudi raus machen, nachts gemeinsam Horrorfilme gucken und am nächsten Tag zu müde sein, um noch gute Gespräche zu führen, man kann zum Frühstück den komischen Alpensender rein machen mit seinen Alpenwebcams und der zünftigen Musik und sich vorstellen, man sei im Urlaub und sich über die Küche beschweren, dass man sein Geld zurück wolle und das Hotel die Sterne nicht verdient hat, man kann Bauarbeitern beim rülpsen zu hören, weil sie am Trakt gegenüber gerade ein Gerüst aufbauen und dann sogar im Sonnenschein wie Boddybuilder posen und die Roadrunner Melodie nach öffen, man kann dann sogar mit den Schwestern am Fenster stehen, die nackten, verschwitzten Körper anschauen und sich über die eigene Ehemänner lustig machen, man kann sich auch austauschen welcher Arzt sexy ist, so kam ich zum Wissen, welche Schwester, welche Vorlieben hat und man kann sich viele kleine Freuden machen und den Alltag erleichtern und ich sah viele Patienten kommen und gehen, aber bei mir kamen alle Schwestern die Dienst hatten nochmal rein und verabschiedeten sich und das war mir ganz neu und zeigte mir, dass nicht nur ich so schöne Erlebnisse hatte, naja außer das verkackte Bad!
mm ich musste an meinen Klinikaufenthalt 5 Wochen wegen durchbrochenen Blinddarm und Gallenblase zugleich raus machen drin war...
AntwortenLöschenich hatte auch eine Dame * mit braun Farbe im Bad * und man sollte nicht glauben was man alles erleben kann so wie du auch ...
genauso mit den Schwestern die sich abbemühten aber auch welche die alles egal waren.
Ja, Klinikaufenthalte das erleben ist eine sich bleibende Erlebniswelt für immer ...
das habe ich öfters so erlebt gute wie schlechte Erinnerungen für mich.
Jetzt weis ich wenigstens dass andere auch so das erleben wie ich.
Liebe Grüsse Elke
Boah, das Bad will man sich gar nicht vorstellen.
AntwortenLöschenDa erlebt bestimmt so einiges. Ich war auch mehrmals im Krankenhaus, aber hatte immer ein Einzelzimmer und fand das auch gut so.
Und die mit den ausgewählten Klamotten, die war anscheinend verbittert oder wie man das nennen möchte.
Dir ein schönes Wochenende.
Wir sollten gemeinsam ein Krankenhaus-Kurzgeschichten-Buch veröffentlichen!
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