Sodala, nun aber wieder was mit Wolle!
Ich stricke zum Beispiel Socken auf einer Rundstricknadel, dafür braucht man aber zwei Maschentrenner, ich nehme dafür immer (kann ja ruhig etwas dicker sein) diese Charms in Perlenform oder wie diese Dinger heißen. Bei Kik bekommt man zwei Stück für einen Euro und wenn ich eine Masche markieren will, nehme ich entweder ein Charm mit Minikarabiner, oder noch einfacher, eine Büroklammer! Ansonsten gibt es ja andere günstige Anhänger für Armbänder und so weiter, siehe das Herz auf dem Bild.
Zum einen finde ich es so hübscher, zum anderen ist mir aufgefallen, das oft Strickzubehör unverschämt viel kostet. Bitte versteht mich nicht falsch, ich gebe gerne auch mehr für etwas aus, aber dann muss es zum einen eine gute Qualität haben, zum anderen nicht übertrieben sein. So das jedenfalls sind meine "Lösungen" und ich mag es so viel lieber :)
Mach es Dir doch gemütlich und lies ein wenig über meine Hobbys.
Dienstag, 22. März 2011
Von den Enkeln abraten?
Ich bin eine Glucke, absolut, durch und durch und das auch noch gerne! Als Kind betüddelte ich meine Puppe Anne-Marie so sehr, dass alle in meinem Umfeld überzeugt waren, dass aus mir nur eine super Mutti werden kann und da ich es selber nicht beurteilen kann, aber meine Kinder es mir mitgeteilt haben, ja sie meinen das ich immerhin dieses Ziel erreicht habe :) Aber um welchen Preis?
Mein persönliches Drama begann als ich etwa acht Jahre alt war. Damals habe ich bereits verstanden was Krebs ist, aber begriffen? Wohl kaum, begriffen habe ich es ja bis heute noch nicht... naja wie auch immer, meine Mutter bekam Darmkrebs, mit eigentlich recht jungen Jahren, sie war etwa 36 Jahre alt. Hey sie besiegte den Krebs, ich werde nie (hoffentlich) vergessen wie ich damals ins Ferienlager fuhr, alle machten sich sorgen ob ich das mit acht Jahren auch schaffen würde und ob ich kein Heimweh bekommen würde, aber meine Gedanken kreisten nur um meine Mami, ja ich war ein absolutes Mamakind ich hielt Wochen durch im Kindergarten zu brüllen wenn sie mich dort alleine ließ und wurde dessen auch nicht müde... aber ok wir waren beim Abschied zum Ferienlager. Sie stand da vorm Reisebus, ich habs echt noch vor Augen! sie stand da, sah irgendwie recht krank und müde aus und versuchte nicht zu zeigen wie schwer es ihr fiel, um es mir nicht noch schwerer zu machen und meine Gedanken drehten sich nur um sie, ob sie wirklich wieder gesund wird, ob sie wirklich in Ordnung ist, wie sie es immer beteuerte, aber ist nicht jedes Kind mit dem Talent geboren, alles zu erkennen, was andere zu verbergen versuchen?
Offen gestanden es war ein heuchlerischer Abschied, da wir beide versuchten zu verbergen wie sehr wir uns sorgten, aber sie versicherte mir das sie gesund wird und alles in Ordnung ist, also was blieb mir anderes übrig als es zu glauben?
Auch als ich drei Wochen später wieder zurück war, ging es ihr gut, sie sah sogar wieder gut aus :) , ich glaube nach einem Jahr oder zwei Jahren wurden die Nachkontrollen seltener gemacht und das war eine schlechte Entscheidung, denn der Darmkrebs kam zurück, hatte aber bereits gestreut und so nahm das Ende seinen Lauf und so war ich mit zwölf Jahren bereits halbwaise, musste erfahren das der Krebs vererbbar ist, aber alle versicherten mir, ich würde ihn nicht bekommen, nein nein, klein Nici doch nicht und irgendwann begann ich das selber auch zu glauben. Zwar erfuhr ich auch, dass viele Verwandte dran erkrankt sind, das die meisten daran starben, aber Himmel mit zwölf Jahren ist es doch eh schon eine so turbulente Zeit und die folgenden Jahre waren keineswegs ruhiger!
Eigentlich sind diese Jahre ein Karussell der Gefühle, ein Dauerchaos, man weiß doch garnicht woran man alles denken muss, was ernst ist, was Prioritäten hat und was nicht.
Klar wußte ich das ich Darmkrebs bekommen kann, klar hätte ich zu Vorsorgeuntersuchungen gemusst, mir war das alles klar, aber warum ging ich nicht? Man könnte sagen aus Angst, aber das ist irrsinnig, denn dadurch hat man viel länger Angst und macht nicht einmal was gegen den Grund. Aber ich ging nicht zu Vorsorgeuntersuchungen, bis dahin dachte ich sogar ernsthaft, die Wahrscheinlichkeit ist doch gering das ich es haben könnte, heute bin ich schlauer...
Immer und immer wieder nahm ich mir vor zum Arzt zu gehen, redete mir ein das die Untersuchung nicht schlimm ist, machte eine Nadelphobietherapie die ich abbrach, als es immer wieder zum Thema kam "nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, wo wir mal langsam stechen müssen, nur mit einer Akupunkturnadel, nichts schlimmes!" naja und bei jeder Darmkrebsvorsorge-Werbung wurde mir ganz schlecht, jeden Tag fragte ich mich, ob ich schon Krebs habe, das bescheuertste ist ja auch noch, dass ich immer daran denken musste, als ich als Kind die Phase hatte nie alt werden zu wollen behauptete ich vehement, nie älter als 30 zu werden und genau dieses Alter rückte immer näher und ich fragte mich, ob sich das bestätigen würde und ja man kommt sich dumm, saudumm vor, man könnte ja einfach zum Arzt und fertig, aber ich habe mich nicht überwunden bekommen, bis jaaa bis ich Geburtstag hatte, meinen 29. Geburstag und blutigen Durchfall bekam, sogar mit Eiter und dachte "So das wars, nun ist es vorbei!" ich ging zu meiner Hausärztin, ich saß im Wartezimmer, ehrlich ich hatte permanent Tränen in den Augen, als würde mir gleich gesagt werden: "Sie haben noch drei Tage zu leben!" und auch als ich dran kam, beim erklären was ich habe, was meine Familie hat, ich stand kurz vorm heulen und meine Ärztin kenne ich nun etwa 7 Jahre, an ihr ging das auch nicht spurlos vorbei, sie machte ein Ultraschall, überwies mich zu einer Gastroenterologin die ihre Praxis direkt ums Eck hat und auf dem Weg rief ich noch kurz meinen Mann an und hab schon die Tränen nicht mehr verkneifen können, wie in Trance hatte ich dann ein Gespräch, habe auch wieder vom vererbbaren Darmkrebs erzählt und wieder dieses ernste Gesicht vor Augen gehabt, aber erstmal ging es nur um eine Stuhlprobe und sie würde mal im Krankenhaus anrufen, um zu schauen welche Möglichkeiten es für mich mit meiner Angst gibt.
Bei der Stuhlprobe kam heraus das ich Salmonellen habe, meine Jüngste hat ein paar Tage vor mir Geburtstag und ich war die einzige die vom rohen Kuchenteig genascht hatte, und würde erstmal eine Antibiotikatherapie machen, danach würde ich ins Krankenhaus überwiesen und unter Vollnarkose eine Darmspiegelung bekommen, einerseits war ich wirklich wirklich froh das ich nur Salmonellen hatte, andererseits lies es sich nicht mehr vermeiden, dass ich die Untersuchung endlich machen lasse. Die Zeit vor der Untersuchung ging an mir vorbei wie durch einen Nebelschleier, ich erinner mich kaum noch, außer das ich nervös war, nervös und angespannt und immerhin waren das etwa drei Wochen glaube ich, etwa... dann im Krankenhaus war es garnicht sooo schlimm. Am Tag vor der Behandlung musste ich hin, Narkosesprechstunde, abführen, hatte super nette Krankenschwestern um mich herum, hatte klasse, wirklich klasse Leute im Zimmer, viele schöne Gespräche und Spaß und wegen der Nadel die gesetzt werden musste, bekam ich Beruhigungsmittel die leider nicht wirklich halfen und so bekam ich die Nadel am nächsten Tag direkt vor der Untersuchung gesetzt und ich bedankte mich später extra nochmal riesig beim Arzt der nicht auf mein Gememme hörte und es einfach machte!
So nun bin ich nicht blöd und weiß wie eine Darmwand aussehen sollte und ich wachte bei der Untersuchung auf und sah den Bildschirm und nichts als Polypen zwar alle nicht sehr groß, dafür aber sehr sehr viele, ich sah keine normale Darmwand, nur diese Polypen und bekam Panik in dem Moment, richtige Panik, direkt wurde ich nochmal schlafen gelegt, aber als ich auf dem Zimmer wieder wach wurde, war die Angst wieder da, ich hatte ja nicht vergessen was ich gesehen hatte und so nervte ich die Schwestern bis eine Ärztin kam und mir weiß machen wollte, ich solle mal abwarten, die Bilder müssen erst ausgewertet werden. Das hätte ich einsehen können, wenn da so ein paar Polypen gewesen wären, aber doch nicht bei so vielen! Im Bericht stand später der schöne Begriff "Polypenteppich" und so war mir da schon klar das mein Dickdarm raus muss, diese Polypen befinden sich nur im Dickdarm, sonst nirgends. Am nächsten Tag wurde nochmal ein Magen-Darmspiegelung gemacht, diesmal von oben in den Dünndarm und ich versuchte ab dem Zeitpunkt nur noch die Zeit vor der OP rum zu bekommen. Erstmal musste ein Gentest her, vorher gibts keine OP und alle Polypen seien noch kein Krebs. Zwei Wochen bis der Gentest da war, zwei Wochen bis ich einen Gesprächstermin mit dem operierendem Arzt bekam, glaube nochmal eine oder zwei Wochen bis zur OP selber.
Davor dachte ich, mein Leben wäre danach sehr eingeschränkt, ich könne kaum noch was essen, kaum noch raus, weil immer eine Toilette in Reichweite sein muss, hätte eine riesen Narbe und sowieso müsse alles wirklich schlimm werden.
Die OP selber verlief klasse! Ich wachte danach auf der Intensivstation auf und fühlte mich wie im allerschlimmsten Rausch, selbst kiffen oder Alkohol trinken führt nicht zu dem Gefühl wie es mir danach ging, ich konnte nichmal gerade aus schauen, aber hatte auch keine Schmerzen, ich wurde permanent so voll gepumpt, dass mir nie etwas weh tat, auch war ich es selber die meinte das ich weniger Schmerzmittel brauche und die, die sie absetzte nach einer Zeit :)
Am besten gefiel mir das Sechsbettzimmer, alle raufen sich die Haare, aber ich hatte dort so wundervolle Gespräche, so lustige Augenblicke, aufbauende Menschen, alles was ich damals gebraucht habe, damit ich nicht in Selbstmitleid oder Depressionen verfalle, bekam ich von den Patienten um mich herum, denn die Schwestern auf der Station waren wahre Monster! Naja ok nicht alle, und sobald man keine Arbeit mehr machte, wurden sie auch wieder netter, aber gerade in der Zeit in der ich kaum bis ganicht aufstehen konnte, in der ich Personal gebraucht hätte, waren sie am wenigsten da, behandelten einen alles andere als menschlich, aber bei mir ging die Zeit rum, mir tun mehr die Leute leid, die lange und oft auf dieser Abteilung liegen.
So und nun etwa vier Monate nach der OP, nach zwei Nachsorgeuntersuchungen, nachdem in meinen 12cm Restdickdarm bereits wieder zwei Polypen abgetragen wurde, nun wo ich gerade auf die Ergebnisse der zwei Polypen warte, wo ich weiß das ich in etwa drei Monaten die nächste Nachsorgeuntersuchung haben werde, wo ich weiß, dass ich alle zwei bis drei Moante diese Untersuchung haben werde und oft mit der Angst leben muss das da doch ein bösartiger Polyp ist, jetzt wo ich weiß das ich wenige Tage nach der OP bösartigen Krebs gehabt hätte, da ein Polyp sich doch schon am verwandeln war muss ich zugeben, hey das ist alles nicht so schlimm!!!
Ich habe keine Narbe, nur einen neuen Bauchnabel, denn alles wurde über den Bauchnabel gemacht und dann vernäht, so dass mein eigentlicher Nabel nach innen verschwunden ist, aber da ein neuer ist, der komplett normal aussieht, ich kann fast alles essen, meide nur Kohlensäure (gibt genug Alternativen zb Teesorten, hunderte! Und Wasser mit Geschmack und und und) und blähendes Essen und achte auf Hefe, wenig ist ok, viel nicht so, kein rohes Gemüse außer Gurken, gekochtes geht, aber bitte ohne Schale, außer Paprika, die geht eh nicht mehr, mochte ich aber auch nie soo sehr, ach egal, es geht fast alles beim Essen und ich muss garnicht so oft aufs Klo wie ich vorher dachte und wenn, dann kann ich es auch inne halten :)
Ich war einige Wochen nach der OP im Freudentaumel, weil es mich so gut erwischte, weil ich so wenige Beschwerden hatte und habe, ich kann mich glücklich schätzen! Ich schon, nun das eigentliche neue Problem...
Ich schrieb vorhin, ich dachte ich habe es nicht, da die Wahrscheinlichkeit nicht so hoch ist. In den Jahren zwischen dem Tod meiner Mutter '93 und den Info's die es heute gibt, liegen Welten!
Damals schrieb ihr behandelnder Arzt eine Doktorbarbeit genau über diesen Krebs und erklärte meiner Mutter, dass sie seine erste weibliche Patientin sei und das es davor immer hieß, Frauen könnten den Krebs garnicht bekommen, naja als ich mich also jetzt schlau machte, als es mich akut betraf, fand ich heraus das die Chancen 50/50 stehen und schlimmer noch, die Mutter meines Mannes bekam vor ein paar Jahren ebenso Darmkrebs, auch der soll vererbbar sein und nun das größte Problem. Meine Mutter bekam mich ohne das Wissen das sie den Krebs weiter vererbt, ich bekam meine Kinder zwar mit dem Wissen, aber mir wurde gesagt die Wahrscheinlichkeit ist nicht so hoch und nun das.
Seid ich Kinder habe, habe ich mich auf meine Enkel gefreut, immer gesagt: "Na wenn ich Oma bin, klaue ich meine Enkel und geb sie nicht mehr her!" und nun muss ich diejenige sein, die sagt "Bitte bekommt keine Kinder, wenn ihr das Gen habt!"
Versteht mich nicht falsch, ich bin dankbar das ich es geschafft habe, dass ich diese vielen Zufälle hatte, aber als ich die 50/50 Chance las war mein erster Gedanke "Du hättest keine Kinder bekommen sollen!" und ich weiß von anderen die ähnlich denken... und nun?
Erstmal muss ein Gentest für jedes Kind her, Ende April haben wir einen Termin dafür. Eigentlich sollen Kinder unter 10 Jahren nicht getestet werden, jedoch bestehe ich darauf obwohl meine zwei Jüngsten 5 und 7 Jahre alt sind, da sie es bei mir voll mitbekommen haben, natürlich auch mitbekamen das sie es haben können und ich ihnen eigentlich gerne die Angst nehmen würde, einfach gerne sagen würde "Hey du hast das Gen nicht, du bist gesund!!!" gleichzeitig habe ich die Angst das sie es haben... und frage mich wie ich das mit mir vereinbaren soll... zwei Wochen vor dem Todestag meiner Mutter wurde ich operiert, ich finde das alles garnicht so schlimm wie ich es vorher dachte, ehrlich, aber möchte man seinen Kindern nicht jedes Leid ersparen?
Mein persönliches Drama begann als ich etwa acht Jahre alt war. Damals habe ich bereits verstanden was Krebs ist, aber begriffen? Wohl kaum, begriffen habe ich es ja bis heute noch nicht... naja wie auch immer, meine Mutter bekam Darmkrebs, mit eigentlich recht jungen Jahren, sie war etwa 36 Jahre alt. Hey sie besiegte den Krebs, ich werde nie (hoffentlich) vergessen wie ich damals ins Ferienlager fuhr, alle machten sich sorgen ob ich das mit acht Jahren auch schaffen würde und ob ich kein Heimweh bekommen würde, aber meine Gedanken kreisten nur um meine Mami, ja ich war ein absolutes Mamakind ich hielt Wochen durch im Kindergarten zu brüllen wenn sie mich dort alleine ließ und wurde dessen auch nicht müde... aber ok wir waren beim Abschied zum Ferienlager. Sie stand da vorm Reisebus, ich habs echt noch vor Augen! sie stand da, sah irgendwie recht krank und müde aus und versuchte nicht zu zeigen wie schwer es ihr fiel, um es mir nicht noch schwerer zu machen und meine Gedanken drehten sich nur um sie, ob sie wirklich wieder gesund wird, ob sie wirklich in Ordnung ist, wie sie es immer beteuerte, aber ist nicht jedes Kind mit dem Talent geboren, alles zu erkennen, was andere zu verbergen versuchen?
Offen gestanden es war ein heuchlerischer Abschied, da wir beide versuchten zu verbergen wie sehr wir uns sorgten, aber sie versicherte mir das sie gesund wird und alles in Ordnung ist, also was blieb mir anderes übrig als es zu glauben?
Auch als ich drei Wochen später wieder zurück war, ging es ihr gut, sie sah sogar wieder gut aus :) , ich glaube nach einem Jahr oder zwei Jahren wurden die Nachkontrollen seltener gemacht und das war eine schlechte Entscheidung, denn der Darmkrebs kam zurück, hatte aber bereits gestreut und so nahm das Ende seinen Lauf und so war ich mit zwölf Jahren bereits halbwaise, musste erfahren das der Krebs vererbbar ist, aber alle versicherten mir, ich würde ihn nicht bekommen, nein nein, klein Nici doch nicht und irgendwann begann ich das selber auch zu glauben. Zwar erfuhr ich auch, dass viele Verwandte dran erkrankt sind, das die meisten daran starben, aber Himmel mit zwölf Jahren ist es doch eh schon eine so turbulente Zeit und die folgenden Jahre waren keineswegs ruhiger!
Eigentlich sind diese Jahre ein Karussell der Gefühle, ein Dauerchaos, man weiß doch garnicht woran man alles denken muss, was ernst ist, was Prioritäten hat und was nicht.
Klar wußte ich das ich Darmkrebs bekommen kann, klar hätte ich zu Vorsorgeuntersuchungen gemusst, mir war das alles klar, aber warum ging ich nicht? Man könnte sagen aus Angst, aber das ist irrsinnig, denn dadurch hat man viel länger Angst und macht nicht einmal was gegen den Grund. Aber ich ging nicht zu Vorsorgeuntersuchungen, bis dahin dachte ich sogar ernsthaft, die Wahrscheinlichkeit ist doch gering das ich es haben könnte, heute bin ich schlauer...
Immer und immer wieder nahm ich mir vor zum Arzt zu gehen, redete mir ein das die Untersuchung nicht schlimm ist, machte eine Nadelphobietherapie die ich abbrach, als es immer wieder zum Thema kam "nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, wo wir mal langsam stechen müssen, nur mit einer Akupunkturnadel, nichts schlimmes!" naja und bei jeder Darmkrebsvorsorge-Werbung wurde mir ganz schlecht, jeden Tag fragte ich mich, ob ich schon Krebs habe, das bescheuertste ist ja auch noch, dass ich immer daran denken musste, als ich als Kind die Phase hatte nie alt werden zu wollen behauptete ich vehement, nie älter als 30 zu werden und genau dieses Alter rückte immer näher und ich fragte mich, ob sich das bestätigen würde und ja man kommt sich dumm, saudumm vor, man könnte ja einfach zum Arzt und fertig, aber ich habe mich nicht überwunden bekommen, bis jaaa bis ich Geburtstag hatte, meinen 29. Geburstag und blutigen Durchfall bekam, sogar mit Eiter und dachte "So das wars, nun ist es vorbei!" ich ging zu meiner Hausärztin, ich saß im Wartezimmer, ehrlich ich hatte permanent Tränen in den Augen, als würde mir gleich gesagt werden: "Sie haben noch drei Tage zu leben!" und auch als ich dran kam, beim erklären was ich habe, was meine Familie hat, ich stand kurz vorm heulen und meine Ärztin kenne ich nun etwa 7 Jahre, an ihr ging das auch nicht spurlos vorbei, sie machte ein Ultraschall, überwies mich zu einer Gastroenterologin die ihre Praxis direkt ums Eck hat und auf dem Weg rief ich noch kurz meinen Mann an und hab schon die Tränen nicht mehr verkneifen können, wie in Trance hatte ich dann ein Gespräch, habe auch wieder vom vererbbaren Darmkrebs erzählt und wieder dieses ernste Gesicht vor Augen gehabt, aber erstmal ging es nur um eine Stuhlprobe und sie würde mal im Krankenhaus anrufen, um zu schauen welche Möglichkeiten es für mich mit meiner Angst gibt.
Bei der Stuhlprobe kam heraus das ich Salmonellen habe, meine Jüngste hat ein paar Tage vor mir Geburtstag und ich war die einzige die vom rohen Kuchenteig genascht hatte, und würde erstmal eine Antibiotikatherapie machen, danach würde ich ins Krankenhaus überwiesen und unter Vollnarkose eine Darmspiegelung bekommen, einerseits war ich wirklich wirklich froh das ich nur Salmonellen hatte, andererseits lies es sich nicht mehr vermeiden, dass ich die Untersuchung endlich machen lasse. Die Zeit vor der Untersuchung ging an mir vorbei wie durch einen Nebelschleier, ich erinner mich kaum noch, außer das ich nervös war, nervös und angespannt und immerhin waren das etwa drei Wochen glaube ich, etwa... dann im Krankenhaus war es garnicht sooo schlimm. Am Tag vor der Behandlung musste ich hin, Narkosesprechstunde, abführen, hatte super nette Krankenschwestern um mich herum, hatte klasse, wirklich klasse Leute im Zimmer, viele schöne Gespräche und Spaß und wegen der Nadel die gesetzt werden musste, bekam ich Beruhigungsmittel die leider nicht wirklich halfen und so bekam ich die Nadel am nächsten Tag direkt vor der Untersuchung gesetzt und ich bedankte mich später extra nochmal riesig beim Arzt der nicht auf mein Gememme hörte und es einfach machte!
So nun bin ich nicht blöd und weiß wie eine Darmwand aussehen sollte und ich wachte bei der Untersuchung auf und sah den Bildschirm und nichts als Polypen zwar alle nicht sehr groß, dafür aber sehr sehr viele, ich sah keine normale Darmwand, nur diese Polypen und bekam Panik in dem Moment, richtige Panik, direkt wurde ich nochmal schlafen gelegt, aber als ich auf dem Zimmer wieder wach wurde, war die Angst wieder da, ich hatte ja nicht vergessen was ich gesehen hatte und so nervte ich die Schwestern bis eine Ärztin kam und mir weiß machen wollte, ich solle mal abwarten, die Bilder müssen erst ausgewertet werden. Das hätte ich einsehen können, wenn da so ein paar Polypen gewesen wären, aber doch nicht bei so vielen! Im Bericht stand später der schöne Begriff "Polypenteppich" und so war mir da schon klar das mein Dickdarm raus muss, diese Polypen befinden sich nur im Dickdarm, sonst nirgends. Am nächsten Tag wurde nochmal ein Magen-Darmspiegelung gemacht, diesmal von oben in den Dünndarm und ich versuchte ab dem Zeitpunkt nur noch die Zeit vor der OP rum zu bekommen. Erstmal musste ein Gentest her, vorher gibts keine OP und alle Polypen seien noch kein Krebs. Zwei Wochen bis der Gentest da war, zwei Wochen bis ich einen Gesprächstermin mit dem operierendem Arzt bekam, glaube nochmal eine oder zwei Wochen bis zur OP selber.
Davor dachte ich, mein Leben wäre danach sehr eingeschränkt, ich könne kaum noch was essen, kaum noch raus, weil immer eine Toilette in Reichweite sein muss, hätte eine riesen Narbe und sowieso müsse alles wirklich schlimm werden.
Die OP selber verlief klasse! Ich wachte danach auf der Intensivstation auf und fühlte mich wie im allerschlimmsten Rausch, selbst kiffen oder Alkohol trinken führt nicht zu dem Gefühl wie es mir danach ging, ich konnte nichmal gerade aus schauen, aber hatte auch keine Schmerzen, ich wurde permanent so voll gepumpt, dass mir nie etwas weh tat, auch war ich es selber die meinte das ich weniger Schmerzmittel brauche und die, die sie absetzte nach einer Zeit :)
Am besten gefiel mir das Sechsbettzimmer, alle raufen sich die Haare, aber ich hatte dort so wundervolle Gespräche, so lustige Augenblicke, aufbauende Menschen, alles was ich damals gebraucht habe, damit ich nicht in Selbstmitleid oder Depressionen verfalle, bekam ich von den Patienten um mich herum, denn die Schwestern auf der Station waren wahre Monster! Naja ok nicht alle, und sobald man keine Arbeit mehr machte, wurden sie auch wieder netter, aber gerade in der Zeit in der ich kaum bis ganicht aufstehen konnte, in der ich Personal gebraucht hätte, waren sie am wenigsten da, behandelten einen alles andere als menschlich, aber bei mir ging die Zeit rum, mir tun mehr die Leute leid, die lange und oft auf dieser Abteilung liegen.
So und nun etwa vier Monate nach der OP, nach zwei Nachsorgeuntersuchungen, nachdem in meinen 12cm Restdickdarm bereits wieder zwei Polypen abgetragen wurde, nun wo ich gerade auf die Ergebnisse der zwei Polypen warte, wo ich weiß das ich in etwa drei Monaten die nächste Nachsorgeuntersuchung haben werde, wo ich weiß, dass ich alle zwei bis drei Moante diese Untersuchung haben werde und oft mit der Angst leben muss das da doch ein bösartiger Polyp ist, jetzt wo ich weiß das ich wenige Tage nach der OP bösartigen Krebs gehabt hätte, da ein Polyp sich doch schon am verwandeln war muss ich zugeben, hey das ist alles nicht so schlimm!!!
Ich habe keine Narbe, nur einen neuen Bauchnabel, denn alles wurde über den Bauchnabel gemacht und dann vernäht, so dass mein eigentlicher Nabel nach innen verschwunden ist, aber da ein neuer ist, der komplett normal aussieht, ich kann fast alles essen, meide nur Kohlensäure (gibt genug Alternativen zb Teesorten, hunderte! Und Wasser mit Geschmack und und und) und blähendes Essen und achte auf Hefe, wenig ist ok, viel nicht so, kein rohes Gemüse außer Gurken, gekochtes geht, aber bitte ohne Schale, außer Paprika, die geht eh nicht mehr, mochte ich aber auch nie soo sehr, ach egal, es geht fast alles beim Essen und ich muss garnicht so oft aufs Klo wie ich vorher dachte und wenn, dann kann ich es auch inne halten :)
Ich war einige Wochen nach der OP im Freudentaumel, weil es mich so gut erwischte, weil ich so wenige Beschwerden hatte und habe, ich kann mich glücklich schätzen! Ich schon, nun das eigentliche neue Problem...
Ich schrieb vorhin, ich dachte ich habe es nicht, da die Wahrscheinlichkeit nicht so hoch ist. In den Jahren zwischen dem Tod meiner Mutter '93 und den Info's die es heute gibt, liegen Welten!
Damals schrieb ihr behandelnder Arzt eine Doktorbarbeit genau über diesen Krebs und erklärte meiner Mutter, dass sie seine erste weibliche Patientin sei und das es davor immer hieß, Frauen könnten den Krebs garnicht bekommen, naja als ich mich also jetzt schlau machte, als es mich akut betraf, fand ich heraus das die Chancen 50/50 stehen und schlimmer noch, die Mutter meines Mannes bekam vor ein paar Jahren ebenso Darmkrebs, auch der soll vererbbar sein und nun das größte Problem. Meine Mutter bekam mich ohne das Wissen das sie den Krebs weiter vererbt, ich bekam meine Kinder zwar mit dem Wissen, aber mir wurde gesagt die Wahrscheinlichkeit ist nicht so hoch und nun das.
Seid ich Kinder habe, habe ich mich auf meine Enkel gefreut, immer gesagt: "Na wenn ich Oma bin, klaue ich meine Enkel und geb sie nicht mehr her!" und nun muss ich diejenige sein, die sagt "Bitte bekommt keine Kinder, wenn ihr das Gen habt!"
Versteht mich nicht falsch, ich bin dankbar das ich es geschafft habe, dass ich diese vielen Zufälle hatte, aber als ich die 50/50 Chance las war mein erster Gedanke "Du hättest keine Kinder bekommen sollen!" und ich weiß von anderen die ähnlich denken... und nun?
Erstmal muss ein Gentest für jedes Kind her, Ende April haben wir einen Termin dafür. Eigentlich sollen Kinder unter 10 Jahren nicht getestet werden, jedoch bestehe ich darauf obwohl meine zwei Jüngsten 5 und 7 Jahre alt sind, da sie es bei mir voll mitbekommen haben, natürlich auch mitbekamen das sie es haben können und ich ihnen eigentlich gerne die Angst nehmen würde, einfach gerne sagen würde "Hey du hast das Gen nicht, du bist gesund!!!" gleichzeitig habe ich die Angst das sie es haben... und frage mich wie ich das mit mir vereinbaren soll... zwei Wochen vor dem Todestag meiner Mutter wurde ich operiert, ich finde das alles garnicht so schlimm wie ich es vorher dachte, ehrlich, aber möchte man seinen Kindern nicht jedes Leid ersparen?
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