Sonntag, 11. August 2013

Krankenhauslästerbericht

So der versprochene zweite Teil, bezüglich meiner Bettnachbarin.

Also mal ehrlich, ich war sehr verwöhnt, denn bisher kam ich mit jedem im Krankenhaus klar, selbst in einem sechs Betten Zimmer!
Ich habe tolle Freundschaften geschlossen, viele Erfahrungen gesammelt, von anderen etwas lernen können, anderen helfen können.

Zwei kleine Beispiele, ich bewundere immer noch eine damals um die 80 jährige Frau, die Nierensteine oder Gallensteine heraus bekam und am Tag nach der OP morgens und abends ihre Gymnastik machte, wie ein Jungspund und erklärte, sie mache das, seit sie 20 ist, es hält sie fit und jung. Eine andere Dame lag auch mit im Zimmer, um die 60 Jahre alt und wesentlich gebrächlicher. Wow sage ich mir noch heute!

Eine andere Dame war sehr negativ eingestellt und ich suche eigentlich immer in allen Situationen etwas positives und konnte ihr damit helfen, sie meinte damals: "Sie sind viel jünger als ich, aber ich kann mir noch eine Scheibe von Ihnen abschneiden!"

Kein mal hatte ich ernstliche Probleme, immer konnte man sich gut verständigen und austauschen, oft auch mehr, aber ich war zu überheblich, denn meine Schwester erzählte mir, ihr ginge es umgekehrt, immer sei sie mit sehr nervigen Frauen zusammen, darum bevorzuge sie ein Einzelzimmer und nur ein oder zwei mal hat sie sich gut verstanden. Vor meiner jetzigen OP meinte ich deshalb zu ihr:"Ach das liegt bestimmt an dir, man muss nur flexibel genug sein, dann kommt man schon klar!" und ja, ich meinte es auch so und nehme jetzt alles zurück! Klar muss man flexibel sein, aber manchmal hilft das auch nichts mehr!

Ich wurde von der falschen Station auf meine normale Station verlegt. Mein Bett war das an der Türe, dann eine Lücke, die Dame sei im OP und dann ein junges Ding, wollte ich schreiben, dabei sind wir gleich alt *lach*
Die junge Dame, nennen wir sie mal hm Julia (Name geändert) war etwas nervös, weil ihr eine Gewebeprobeentnahme bevor stand, war super nett! Wir verstanden uns auf anhieb und sie meinte, die Frau die im OP sei, wäre auch ok, also machte ich mir keinen Kopf.

Gegen Nachmittag kam die unbekannte Frau zurück, wir nennen sie mal Rottenmeyer, das kommt ihr sehr nahe! Anfangs schlief sie viel, klar nach einer OP und ihr Mann war auch super nett :) eigentlich lief somit alles super. Wir schauten abends TV,  Julia fragte ob ich etwas schauen mag, aber es war mir egal, ansonsten unterhielten wir uns zb über unsere Männer, denn ihrer ist auch rund 12 Jahre älter wie sie, eben auch bei mir und meinem Mann öfter ein Thema, ehrlich ich dachte alles toll!

Naja bis am nächsten Tag Frau Rottenmeyer erwachte, aber anfangs war sie döselig genug, als das mir nichts aufgefallen ist. Das erste Problem entstand, weil sie ja zwischen mir und Julia lag und wenn ich dann mit Julia sprach, mischte sie sich immer ein, das kam so nach und nach zustande.

Ich weiß auch garnicht mehr genau was unser erstes Streitthema war, es gab so viele, darum folgen nun Beispiele, deren Reihenfolge nicht so 100% chronologisch sind.

Kennt ihr die grünen Damen? Bzw ich nenne sie immer grüne Engel. Das sind ehrenamtliche Damen (Männer sah ich bisher keine) die anklopfen, herein kommen und fragen ob man Hilfe braucht. Sie gehen für einen zum Kiosk, machen kleine Erledigen, laden zb Telefonguthaben auf, reden mit einem, hören sich die Sorgen an, gehen mit einem Spazieren, egal! Sie sind für einen da und ich finde das so toll, dass ich es ihnen auch immer sage und mich bedanke und ja, ich bin begeistert und finde, das können sie ruhig erfahren!
Darüber zb schüttelte Fr. Rottenmeyer den Kopf und als der grüne Engel weg war, setzte ich noch einen drauf und erklärte eigentlich Julia, dass ich mich auch immer bei den Putzfeen bedanke, die bekommen das auch zu selten zu hören. Fr. Rottenmeyer prompt: "Man kanns auch übertreiben!"

Ich verstehe das nicht, sagte ich auch laut, wie Freundlichkeit übertrieben sein kann und dann folgte einer ihrer typischen Sätze, die ich mein Lebtag nicht mehr ertragen kann, diesmal war es etwas wie: "Was Sie schon wieder reden!"
Das ist nur einer ihrer Sätze, es gibt auch noch: "Was für ein Blödsinn!" oder "Das können Sie doch so nicht sagen!" oder am häufigsten ist noch "Quuuuuatsch!!!"

Im Prinzip war es egal was ich sagte, einer dieser Sätze erntete ich immer.

Wenn sie zb an etwas herum fummelte, oder anderweitig beschäftigt war, murmelte sie unablässig: "Schlimm, schlimm, schlimm..."

Aber nein, sie sprach nicht nur so herablässig, wenn es um ihren Sohn ging, dann änderte sich ihr Ton, denn der ist Arzt und dann spricht sie mit stolz geschwällter Brust, aber leider auch sehr ausgiebig mit einem Frau Rottenmeyer Ton.
Der Ton machte nicht nur mich aggressiv, sondern auch anderen Besuch! Es liegt also nicht nur rein an mir!

Leider verließ uns Julia schon am übernächsten Tag und so war ich mit dieser Schreckschraube alleine, die mir kein Wort glaubte, egal was ich sagte.
Noch ein Beispiel? Sie hatte furchtbaren Durchfall, kommt vor, gerade auf meiner Station, also da meckere ich nicht, sondern bin froh es selber nicht zu haben. Sie machte sich des öfteren in die Unterhose, also schlug ich vor, dass sie sich so ein Einweg-Netzhöschen nimmt und eine Einlage rein macht, denn wenn dann etwas daneben geht, schmeißt man es weg, nimmt sich ein frisches, fertig! Aber nein, vollkommen übertrieben und so ein Quuuuuatsch! Keine zwei Tage später hatte sie kaum noch ein eigenes Höschen, die schmutzigen schmiss sie weg und ich sage nur, es waren teure Markenhöschen und dann kam sie, wohlgemerkt sie selber auf die tolle Idee Einweghöschen mit Einlage zu nehmen, wow!

Durch ihr permanentes herunter putzen, wenn ich etwas sagte, hatte ich einen ordentlichen Hals auf sie und kaum war Julia weg, ignorierte ich sie, davor ging es nicht, weil ich mit Julia sprach und Fr. Rottenmeyer sich einmischte.

Nun sollte man wissen das Fr. Rottenmeyer sich für alles zuständig fühlte. Sie bestimmte was im TV geschaut wurde, ohne zu fragen. Sie machte das Licht an und aus, wie sie es sich vorstellte, sie machte die Fenster auf und zu samt Vorhänge, wie es ihr beliebte und ich möchte anmerken, es waren die heißesten Tage des Jahres! Erinnert ihr euch? 36 Grad und ähnliches!

Fr. Rottenmeyer hat ihren künstlichen Ausgang zurück verlegt bekommen, wie ich von anderen Ärzten weiß, etwas sehr einfaches, man bleibt höchstens eine Woche im Krankenhaus, schon am gleichen Tag kann man aufstehen. Sie hat ihren gesamten Dünndarm noch, nur ein paar cm Dickdarm fehlen, sollte sich nicht bemerkbar machen. Zu dem Zeitpunkt wo Julia weg war, ging sie schon fleißig Tee selber holen, auf die Toilette und und und, also ich würde sagen, sie war fitter als ich!

Nachmittags bemerkte sie, es ist noch ein Licht an, mich interessierte es nicht, ich war einfach froh zu liegen, meine Ruhe zu haben und etwas zu lesen, da beginnt sie: "Das Licht ist noch an." ich ignorierte sie und tat, als würde ich in meinm Buch vertieft sein: "Meinen Sie, wir sollen es aus machen?" Mein Buch war höchst interessant, ich bemerkte sie nicht....:"Können Sie das Licht aus machen?" also erm spätestens jetzt wurde mein Buch mir noch wichtiger! Ehrlich ich helfe eigentlich gerne, aber wenn ich a) weiß sie ist besser zu Fuß wie ich und kann schmerzfrei aufstehen und laufen und b) ist mir gegenüber ein Stinkstiefel, dann kann es mir schon mal vergehen!

Sie wurde jedenfalls so laut, dass ich sie schlecht ignorieren konnte, also schaute ich sie gleichgültig an und maulte: "Warum soll ich es aus machen? Mich stört es nicht und mein Bauch tut mir heute mehr weh und sie können es ruhig selber aus machen, immerhin sind sie besser zu Fuß." Oh da wurde sie sauer und meinte sie hänge ja am Tropf fest. Leute ehrlich, ich hatte nahezu permanent einen Tropf am laufen, damit mein Zugang für Blutabnahmen frei bleibt und ich mit meiner Nadelphobie nicht nochmals gepiekt werden muss, es war mein erster Tag wo ich weniger Flüssigkeit bekam! Also erklärte ich neutral, dass ich auch mit meinem Tropf überall hin gegangen bin und das wunderbar klappt!
Jaaa, aber vor ihrem Tropfständerdings stand noch einer und anscheinend war es ihr zu kompliziert erst den einen ein Stück zu schieben und dann ihren eigenen! Aber ich bin ja ein positiver Mensch und erklärte, sie schaffe das sicherlich, ansonsten kann sie ja das Licht an lassen.

Zeternd wie ein Rohrspatz ging sie dann los und erklärte, sie müsse ja immer alles selber machen, bekäme nie Hilfe, immer nur sie!

Wobei ich nun anmerken möchte, dass sie zb nicht immer rechtzeitig zum Klo kam und etwas daneben ging und dann schimpfte, sie müsse alles selber sauber machen. Ich meinte immer, dafür gibt es im Krankenhaus Personal, die sind dafür zuständig und bekommen es bezahlt, sie müsse ja nur mal der Schwester Bescheid geben, aber das verneinte sie immer, die hätten so ja schon genug zu tun. Also sie läßt sich keine Arbeit abnehmen, schimpft aber permanent alles selber machen zu müssen! Der Brüller!

 Hoffentlich habt ihr noch nicht genug, es geht nämlich so weiter!
Ich machte ihr deutlich das ich keine Lust habe jemanden zu helfen, der permanent so unfreundlich zu mir ist und sie meinte, haltet euch fest! Sie sei doch freundlich zu mir und wisse garnicht was ich habe!

Ich achtete dann darauf wie sie mit ihrer Familie spricht und ja, sie behandelt alle so unfreundlich, außer Krankenhauspersonal oder die Dame, die später an Julias Stelle kam.

Oh erinnert ihr euch im ersten Bericht, an den Joko und Claas (richtig geschrieben?) Arzt, der mir so brutal die Rektaldrainage zog? Der kam einmal zur Visite und ich meinte direkt zu ihm, dass ich mit meinem Arzt darüber gesprochen habe und der auch sagte, es geht auch anders, er sei übermäßig grob gewesen, aber hey er war total beratungsresistent und meinte, sehe er anders, ich sagte dazu nur noch, ich habe keinerlei Vertrauen mehr zu ihm und finde nicht das er seinen Job gut macht. Später als er weg war fragte Fr. Rottenmeyer ob das denn sein musste und ich hinterfragte, wer es ihm denn sonst sagen soll, wenn nicht die Patienten? Und sie meinte nur: "Na ich glaube nicht das Sie das machen müssen, es steht Ihnen nicht zu!"
Wem dann? Das konnte mir Fr. Rottenmeyer dann auch nicht sagen. Sie verkraftet es nicht, wenn ein Arzt oder eine Krankenschwester nicht wie ein Gott behandelt wird und vergleicht es dann direkt wieder mit ihrem Sohn.

Es gab aber auch andere tolle Themen! Zb das mein Mann mich bald verlassen wird, weil ich keinen richtigen Beruf nachgehe! Ich erklärte dann, dass ich lieber für meine Kinder da bin und eine gute Mutti sein eben mein Beruf ist, aber nein, wenn die Frau nicht ordentlich verdient, dann bleibt der Mann eben nicht bei ihr. Auch als ich erklärte das ich es viel schlimmer finde, wenn Kinder sich abgeschoben fühlen und ungewollt, wenn sie zb krank werden und die Mutter arbeiten gehen muss und panisch eine Beteuung sucht, war kein Argument. Eher wurde darüber philosophiert das ich nicht einmal wüßte was harte Arbeit ist, obwohl sie selber noch sagte, mit drei Kindern wäre ihr zu viel Arbeit und sie käme nicht damit klar.... sie wiederspricht sich sehr oft selber.

Eigentlich konnten wir uns bei jedem Thema in die Haare bekommen. Eines abends, es waren mind. 34 Grad tagsüber gewesen und endlich gegen 22:00 wurde es kühler, da kam sie auf die tolle Idee die Fenster die zwar offen waren, aber wo dicke Vorhänge vor gezogen waren, so dass ohnehin kaum frische Luft herein kam, zu kippen und wieder die Vorhänge vor zu ziehen. Da platzte mir der Kragen! Ich fragte warum sie das mache und die Antwort löste bei mir einen Lachkrampf aus: "Weil es nachts einen Wetterumschwung geben könnte und dann will ich nicht um 4 oder 5 Uhr aufstehen und die Fenster zu machen!" Ich sagte etwas säuerlich das ich bald erschwitze und erstinke und man wenigstens wieder das Fenster auf machen könnte, denn immerhin sind wir mit das einzige Zimmer, dass die Fenster immer mit dem Vorhang davor offen haben und die Türe zu lassen. So gut wie alle anderen Zimmer haben das Fenster offen und die Türe zum Flur, dann entsteht ein kleiner Durchzug, der frische Luft rein bringt.
Das regte sie so auf, dass sie nicht nur das Fenster wieder auf machte (ja wieder mit Vorhang davor), sondern auch noch wütend ihren Mann anriefn! Dem klagte sie ihr Leid von der schlimmen Frau, die sich um nichts kümmert und nun forderte das Fenster solle offen bleiben!

Ihr Problem war, kam nach und nach heraus, dass ich ihr zu jung war. Sie ist 60 und meint dann eben über mich bestimmen zu dürfen und das ich mit so jungen Jahren keine Ahnung haben kann, somit muss man mir permanent wiedersprechen!

Auch war sie der Meinung das ich ein sehr negativer Mensch bin und dringend positiv denken lernen müsste. Erm nur mal zur Anmerkung, sie benutzt das Wort "schlimm" und "schrecklich" im Schnitt alle 2min einmal! Zb hatte sie Krebs, der wurde früh genug gefunden, so dass man das kleine Stück Dickdarm mit Krebs heraus operierte und fertig war, keine Chemo nichts!
Ich war überrascht und meinte noch, wie toll das doch sei und das sie sich glücklich schätzen könne und sie? Sie schimpfte nur, wie ihr das passieren konnte, sie hat ja nie geraucht oder getrunken, ihr hätte das nie passieren dürfen und wie schrecklich das alles ist und schlimm, aber ich muss positiv denken lernen...

Auch als das Klo einfach nur beschissen war, Wort wörtlich, weil beide Damen Durchfall hatten, nicht die Schwester oder Putzfee rufen wollten und es nicht selber sauber bekamen und ich die Schwester bat, doch wen zum Sauber machen zu schicken, waren beide auf mich sauer, ich hätte es ihnen doch selber sagen können. Zufällig hatte ich das in der Nacht davor, aber passiert war nichts. Es ist vollkommen egal was man macht, es ist immer falsch bei so Leuten und ich durfte lernen, nein, nicht mit allen kommt man gut zurecht und ja das war nur ein minimaler Bruchteil von dem, was da noch so abging, aber das Essen ist fertig!!!