Sonntag, 22. Februar 2015

So durch...

Der Blog hier war ursprünglich gedacht als Handarbeits- und Familienblog, aber das irgendwann meine sch§$& Krankheit alles andere in meinem Leben zu überlagern beginnt, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet, also wer auch keinen Bock mehr drauf hat wie ich, kann gerade mal wegklicken, was ich leider nicht kann, aber ich will wenigstens anderen die Wahl lassen.

Ich war von Mittwoch bis einschl. Freitag im Krankenhaus zur Magenspiegelung, Dünndarmspiegelung und Magenspiegelung mit Seitblick. Schön ist das die Ärzte mich kennen, ich kenne sie und es Routine ist, traurig ist das die Ärzte mich kennen, ich sie kenne und es eine Routine gibt, denn das bedeutet das man des öfteren da ist...

Nett und traurig war auch der sympatische Pfleger der erstaunt meinte: "Sie schon wieder hier?!?" am 2. Tag: "Oh erm nochmal?" am 3. Tag: "Ich sag lieber nichts..."


Das Outfit wurde während meiner Sedierung von den super lieben
Magenspiegelungs-Team komplettiert durch
die Handschuhe, Danke!


Ich hatte ja im Prinzip noch nie Lust aufs Krankenhaus, meiner Mutter mit 12 Jahren beim Sterben zusehen hat mir das alles sehr verdorben und ich hasste schon immer Krankenhäusern, bis auf Geburten passiert da auch nichts Gutes im Prinzip. Klar werden Leben gerettet, aber der Grund warum ein Leben gefährdet ist, ist doch auch schon wieder schrecklich...

Immer öfter mache ich mir Gedanken dazu wie mein Leben vor dem Oktober 2010 war. Ich hatte eigentlich immer Angst am Krebs zu erkranken, weil ich ja wußte das meine Mama vererblichen Darmkrebs hatte. Gleichzeitig redete ich mir schön, dass ich es sicherlich nicht habe.

Himmel seit meinem hmm vielleicht 11. Lebensjahr hatte ich Angst das ich mal Krebs haben könnte, mit 29. ging ich zur Kontrolle, das sind 18 Jahre in denen ich mir ausmalte wie der Krebs schon in mir wächst, 18 Jahre in denen ich mir keine längere Zukunft ausmalte, weil ich ja bald an Krebs sterben könnte. Permanent diese Angst in sich haben schlaucht ungemein.

Nun könnte man meinen, wenn man zur Kontrolle geht und Sicherheit hat, könnte das die Angst etwas schmälern, man würde sich besser fühlen, aber ich habe mit einigen anderen gesprochen und geschrieben die eine ähnliche oder gleiche Situation hatten und irgendwie ging fast jeder erst in letzter Sekunde bzw wenn es zu spät war zum Arzt und nicht vorher.

Eigentlich unlogisch, aber das spielt keine Rolle.

Die Untersuchungen in den letzten Tagen liefen übrigens gut, keine Komplikationen oder so, hier und da wurden Polypelchen abgetragen, im Magen wurde diesmal eine größere Zange genommen und einiges an Pröbchen gesammelt, Ergebnisse stehen noch aus, die machen mir aber keine Sorge.

Dienstag dann Termin bei meiner Gnäkologin wegen der Zyste.

Seit ich die Diagnose bekam war ich jedes Jahr mehrfach im Krankenhaus, zur Kontrolle, zu OP's und so weiter.
Mein Leben hat sich komplett gewandelt und es dreht sich nur noch darum gesund zu sein, gesund zu bleiben, alles im Blick zu haben, keine Untersuchung vergessen, die permanente Sorge das blos nichts übersehen wird und doch Krebs entsteht.

Es frisst mich auf.

Ich habe immer weniger andere Gesprächsthemen, Freunde fragen immer nur was gerade untersuchungsmäßig ansteht bzw ob es schon Ergebnisse gibt, die eigenen Gedanken kreisen nur noch darum, der Kopf ist blockiert und ich habe das Gefühl unter zu gehen.

Durch Kleinigkeiten versuche ich mir mein Leben schön zu gestalten, ich gehe gerne mal einen Kaffee in schöner, gemütlicher Umgebung trinken, gönne mir tolle Wolle,lese Bücher die meinen Geschmack des Augenblicks treffen, schaue Filme um mich abzulenken von der Scheiße die mir permanent passiert, damit ich nicht komplett unter gehe, denn so fühlt es sich an, wie ein Kampf das ich das Leben genieße, obwohl immer noch was kommt und noch was und kein Ende in Sicht ist.

Ich glaube jetzt ist der Zeitpunkt gekommen um mir externe Hilfe zu suchen, weil es mich einfach übermannt. Es ist genug, meine Kraft geht aus. Eigentlich hatte ich eine "Ruhephase" erhofft, aber nun kam die scheiß Zyste zurück, in so kurzer Zeit, so viel gewachsen, am selben Eierstock wo bereits im Dezember eine entfernt wurde. Kein Ende, es nimmt kein Ende.

Man fragt sich nur noch, wenn man das geschafft hat, was dann wohl kommt und malt sich so einiges aus, aber das macht einem kaputt.

Ich könnte ständig heulen und mir reichts. Man muss wissen wann man Hilfe braucht.

Vielleicht gäbe es ja nach der Zyste erst einmal nichts Neues mehr, vielleicht aber eben auch nicht, ich weiß es nicht, aber ich komme auch nicht mehr dazu meine Sachen zu verarbeiten, weil es zu viele sind!

Da sind ja nicht nur immer die Krankenhausgeschichten, meine geliebte Tabbi wurde im September eingeschläftert, ich heule beim Schreiben schon wieder fast, es ist alles einfach zu viel.

Bei einer OP ist es, als würde der Körper vergewaltigt werden, er wird aufgeschnitten, in einem wird herum gewühlt, man selber bekommt hinterher nur die Auswirkungen mit und man ist davor und danach so verdammt hilflos.
Nach einer großen OP ist es, als müsste man das Laufen neu lernen. Ich habe im Normalfall einen niedrigen und schwachen Kreislauf, schon immer eigentlich. Wenn ich die ersten mal aufstehen muss, macht das mein Kreislauf nicht mit, es ist immer ein Kampf und man fühlt sich beschissen dabei, es kostet so viel Kraft, nicht nur körperliche, nein ich würde sogar sagen viel mehr mentale Kraft, als körperliche. Von OP zu OP wurde es schwerer, ansträngender, dauerte länger. Nach der OP letzten Dezember hatte ich echt einen neuen Tiefpunkt. Ich konnte kaum aufstehen, mir war permanent übel, alles tat weh, ich vertrug die Schmerzmittel nicht und erbrach sie sofort, ich weiß noch genau wie ich da hockte, mehrere Nierenschalen vollgebrochen hatte und dachte das schaffst du einfach nicht mehr, es ist davor zu viel gewesen, jetzt ist es noch mehr, das geht einfach nicht mehr. Und ich schaute die Krankenschwester mit Tränen in den Augen an, was echt was bedeutet da ich nie vor anderen heule, nicht einmal vor meinem Mann: "Ich kann nicht mehr, ich habe keinen Bock mehr, ich bin so durch!"
Soweit war ich vorher noch nie, nichtmal ansatzweise. Normal fluche ich, bekomme 'nen Innerlichen Wutanfall und beiße mich erstrecht durch, aber das war weg.

Nur damit mich keiner falsch versteht, ich liebe mein Leben, ich lebe gerne, aber ich war so hoffnungslos. Alle die mich real kennen würden sagen das ich ein durchweg positiver Mensch bin, ich suche zwanghaft in jeder schlimmen Situation etwas Gutes, auch wenn es noch so gering ist und erst kürzlich sagte mir eine Freundin: "Ich konnte nachts nicht schlafen weil ich mir so Sorgen machte (bezogen auf meine Zyste) aber jetzt wo ich dich so fröhlich sehe, weiß ich auch das alles gut ist..."

Nein, es ist nicht alles gut, nur will man das doch nicht immer zeigen. Manchmal ist eine Fassade das einzige was man noch hat und was einem oben behält.